Hamburgs Finanzsenator Dressel: "Der HSV muss jetzt liefern" | NDR.de - Sport - Fußball

In der Hamburger Bürgerschaft herrscht eine breite Ablehnung beim Thema Bürgschaft für die HSV-Sanierungspläne für das Volksparkstadion. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) erwartet, dass der Club die Austragung der EM-Spiele alleine sicherstellt.
"Herstellung der Spielfähigkeit für die Europameisterschaft, das ist das städtische Ziel. Da muss der HSV jetzt liefern", sagte der Dressel im NDR Sportclub Interview. "Und Herr Wüstefeld hat ja auch zugesagt, dass die EM im Volksparkstadion stattfinden soll. Wir setzen darauf, dass das hinzukriegen ist." Eben auch ohne Hilfe der Stadt als Bürge für das .
"Die Stimmungslage in der Politik ist eindeutig. Der HSV sollte wirklich alles tun, um bei anderen, privaten Akteuren entsprechende Sicherheiten zu organisieren, um eine Finanzierung sicherzustellen."Damit die fünf geplanten EM-Spiele 2024 im Volkspark angepfiffen werden können, muss die HSV-Arena saniert werden, vor allem das Dach bedarf einer Komplettüberholung. Kostenpunkt laut HSV-Finanzvorstand Thomas Wüstefeld: 33 Millionen Euro.
Der 53-Jährige war am Donnerstag in der Hamburger Bürgerschaft mit seiner Bitte um Hilfe abgeblitzt. "Das war ein Auswärtsspiel für den HSV und den Vorstand", so Dressel. "Das ist mit Blick darauf, was vorher gelaufen ist, wirklich nachvollziehbar."
Statt der dringend nötigen Bürgschaft bekam HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld bei der Stadt eine kräftige Abfuhr - völlig zu Recht, meint Reporter Lars Pegelow. mehr
Eine zweistellige Millionen-Summe hatte der klamme Fußball-Zweitligist bereits von der Stadt durch den Verkauf des Stadiongrundstücks bekommen. "Die 23 Millionen hatten keine Ohrmarke. Aber der HSV hat die Verpflichtung unterschrieben, dass er aus diesem, oder anderem Geld die Stadionsanierung und die Herstellung der EM-Tauglichkeit sicherstellt", erklärte Dressel. "Das ist erkennbar bisher nicht passiert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden."
Aber wie soll es werden? Die Millionen von der Stadt sind längst anderweitig ausgegeben. Verständlich, dass sich in der Hamburger Politik keiner für eine weitere Unterstützung des Traditionsclubs in Form einer Bürgschaft erwärmen kann.
Ist wieder einmal Klaus-Michael Kühne die Lösung? In dem viel diskutierten sind auch 25 Millionen Euro für die Stadionsanierung vorgesehen. Nach einer ersten Ablehnung hatte sich das HSV-Präsidium jüngst mit dem 85-Jährigen getroffen und danach von einem "konstruktiven Austausch" gesprochen.
Der Logistik-Unternehmer hat sein üppiges Engagement an Bedingungen geknüpft - unter anderem die Erhöhung seiner Anteile an der HSV Fußball AG von derzeit 15,21 auf 39,9 Prozent.
Das HSV-Präsidium hat mit dem Investor bei einem Treffen über die angebotene Finanzspritze gesprochen. mehr
, rät Carl-Edgar Jarchow dem Verein eindeutig ab. "Das ist aus meiner Sicht ein vergiftetes Angebot", sagte der ehemalige Vorstandvorsitzende des Hamburger SV dem NDR. "Das darf man niemals annehmen. Und ich hoffe, dass auch die Entscheidungsträger beim HSV das so sehen wie ich."
"Ich bin seit Jahren der Meinung, dass eines der großen Probleme des HSV darin liegt, dass wir uns in die Abhängigkeit von Herrn Kühne begeben haben. Auch zum Teil zu meiner Zeit, um das ganz deutlich zu sagen."Die Entscheidungsträger beim HSV sind zurzeit Wüstefeld sowie Club-Präsident und Aufsichtsratschef Marcell Jansen. Dass Ersterer mit Kühne über eine mögliche Bürgschaft für die Stadionsanierung spricht, erscheint kaum vorstellbar. Wüstefeld hatte Kühne 5,11 Prozent der HSV-Anteile abgekauft, will den Preis dafür aber nun gerne nachverhandeln. Beide Parteien liegen im Clinch und es ist kein Geheimnis, dass der Milliardär Wüstefeld gerne weghaben würde.
Gegen den HSV-Vorstand werden im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Medizinunternehmer massive Vorwürfe erhoben. mehr
Gleichzeitig stehen im Raum. Es geht um Millionenklagen, eine mögliche Strafanzeige wegen Untreue und angeblich illegal verkaufte Medizinprodukte. Der Finanzvorstand des Hamburger SV hat alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets zurückgewiesen.
"Aus meiner Sicht ist es Aufgabe des Aufsichtsrates, und da insbesondere des Aufsichtsratsvorsitzenden, nicht immer zu sagen: "Wir prüfen, wir prüfen und nehmen uns noch Zeit", sondern dieses Gremium muss sich mit der Causa Wüstefeld befassen. Die ganze Situation muss aufgeklärt, gelöst und entschieden werden. Und entscheiden kann das nur der Aufsichtsrat", sagte Jarchow, der hier vor allem Jansen in der Verantwortung sieht. "Auch er ist jetzt mal in der Pflicht, zu handeln", so der 67-Jährige.
Bislang hat sich der Ex-Profi, der mit Wüstefeld vor dessen Einstieg beim HSV geschäftliche Beziehungen hatte, hinter den Finanzvorstand gestellt. Jarchow dazu: "Das ist sein Problem und sollte nicht zu einem HSV-Problem werden."
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